Ganzheitlichkeit

Der Mensch ist mehr als die Summe seiner Glieder und Organe. In seiner Ganzheit ist er die Einheit von Körper, Seele und Geist, Idealen, Wertvorstellungen und Sinnerfahrung, Beziehungen zu seiner sozialen, natürlichen und künstlichen Umwelt sowie seiner Lebensweise.

So betrachtet ist der Mensch nicht Objekt ärztlicher Beratung oder Techniken, sondern als Subjekt in seiner Ganzheit wahrzunehmen und zu behandeln.

Ganzheitliche Medizin erkennt gesundheitliche Chancen und Probleme mit ihren verschiedenen Verknüpfungen und vermeidet die einseitige Betonung einzelner Aspekte mit dem Ziel der umfassenden Berücksichtigung aller Aspekte von Gesundheit und Kranksein.

Der Ganzheitlichkeit des Menschenbildes entsprechen Beratung, Prävention und Therapie: Methoden der Schulmedizin, der biologischen Medizin, der Psychotherapie und alternative Heilmethoden werden zu einer Einheit verbunden.

Meiner Tätigkeit liegt das Salutogenese-Modell des israelisch-amerikanischen Medizinsoziologen Aaron Antonovsky (1923-1994) zu Grunde: Das Wort Salutogenese (lat. von salus = Unverletztheit, Heil, Glück und griech. génesis = Entstehung) bedeutet Gesundheitsentstehung.

In dem Salutogenese-Modell gibt es keine Zweiteilung von Gesundheit und Krankheit, sondern ein Kontinuum zwischen den Polen Krankheit und Gesundheit. Dabei ist Gesundheit dynamisch als ständiger Entstehungsprozess zu verstehen.

Als wesentlicher Faktor für Gesundheit gilt das „Kohärenzempfinden des Vertrauens“ („sense of coherence“), das sich aus drei Bestandteilen zusammensetzt:

  • Verstehbarkeit (comprehensibility)
  • Sinnhaftigkeit (meaningfulness)
  • Beeinflussbarkeit (manageability).

Ganzheitliche Prävention und Beratung

  • geht davon aus, dass im dynamischen Lebensprozess immer beides vorhanden ist: Krankheit und Gesundheit;
  • ist salutogenetisch auf Gesundheit, Sinnerfüllung und Lebensqualität und nicht allein am Kampf gegen Krankheiten und Risikofaktoren ausgerichtet;
  • ist ressourcenorientiert, indem sie primär nach Eigenaktivität und Motivation und nicht nach Defiziten und Störungen sucht;
  • bezieht ein, dass im Leben nur selten lineare Ursache-Wirkungs-Prozesse vorkommen, sondern meist komplexe und zirkuläre Vorgänge, in denen mehrere Daseinsdimensionen berührt werden und sich gegenseitig auch rückwirkend beeinflussen;
  • wertschätzt den Menschen durch Erkennung und Berücksichtigung subjektiver Deutungen und Bewertungen und versucht nicht, ihn in eine Norm zu pressen;
  • unterstützt die Selbstheilungsfähigkeit des Menschen und der soziokulturellen Prozesse und sieht sie nicht vorwiegend als Gegenstand von medizinischer Manipulation und Machbarkeit;
  • akzeptiert, dass diese Selbstorganisationsprozesse selbst bei guter Kenntnis immer einen Rest von Unbekanntem behalten, der die Beteiligten in der Haltung der Unwissenden, Neugierigen und Demütigen belässt.